Denkmäler und Analyseraster


DENKMÄLER IN ÖSTERREICH

In Wien hält eine Stagnation des öffentlichen Denkmals bis zum Beginn der franzisco- josephinischen Ära  an. In diese Zeit des Beginns dieser Ära, fällt auch die Entstehung  der meisten Denkmäler der Wiener Ringstraße.
·         diese entstehen für die HerrscherInnen und Feldherren mit den traditionellen Funktionen der Machtrepräsentation und Herrschaftsdarstellung.
·         mit dem ausgehenden 19. Jahrhundert ( vor allen in den 70er und 80er Jahren) entstehen mit dem aufkeimenden Bürgertum auch private Denkmalstiftungen –hier sahen die meist großbürgerlichen Denkmalbetreiber ihr Engagement als Faktor gesellschaftlicher Darstellung6
·         das 19. Jahrhundert kann als überaus denkmalfreudig bezeichnet werden. An der Zahl der errichteten Monumente gemessen, kann es als Höhepunkt der Denkmalgeschichte gesehen werden.7
·         mit dem 1. Weltkrieg kommt es zu einem Übergang vom heroisierenden Denkmal zum mahnenden Gedenkmal 
-    ->die Ursprüngliche Funktion der Denkmäler an Siege, Erfolge und herausragende Persönlichkeiten zu erinnern, ändert sich mit dem Kriegerdenkmälern und schließlich mit den Mahnmalen.8

Das kulturelle Gedächtnis
Erinnerung ist ein kulturelles Konstrukt, entstanden aus permanenter Interaktion und kollektiven Erfahrungsberichten, ist sie auch permanenten Wandel unterworfen. Erinnerung als Frucht des Vergessens ist das Resultat eines Prozesses der Auswahl und Verarbeitung, der Symbolisierung und Transformierung von individueller Erfahrung in kommunizierbare, kollektive Geltung beanspruchende, Ausprägungen des kulturellen Gedächtnisses. Wer sich erinnert, bringt Ordnung in sein Innenleben.8

Die Erinnerung schwindet dann besonders schnell, wenn die Umstände die Menschen zusammenführten, wenig geeignet sind, weitergetragen zu werden. Es kann sich kein Kollektivgedächtnis ausbilden, weil die stigmatisierten Attribute jener Zugehörigkeit nicht weitergegeben werden. 9

Das Gedächtnis und die historische Wissenschaft werden beide von sozialen Gruppen getragen und unterliegen infolgedessen einem ständigen dialektischen Prozess des Erinnerns und Vergessens. Erinnerung benötigt Institutionen, wie Archive oder Bibliotheken und sie bedarf öffentlicher mnemotechnischer Hilfsmittel, wie Denkmäler oder  Straßennamen. Die Rezeption und Umsetzung historischer Erzählungen innerhalb einer Gesellschaft ist sehr oft von ganz anderen Bedürfnissen und Interessen abhängig als von ihrem wissenschaftlichen Erklärungs- und Wahrheitsgehalt. Erinnerung, ob sie nun individuell, familial, gruppenspezifisch oder staatlich ist, steht immer im Dienst der Gegenwart. 

Die Besetzung von Gedächtnisorten und die Aneignung bzw. die Nutzung von Geschichte kann der eigenen Traditionsbestimmung und der Herrschaftslegitimierung dienen. Geschichte wird aber selektiv rezipiert, interpretiert und konstruiert.
Der poltische Verweis auf Geschichte kann Herrschaft demnach sowohl legitimieren als auch delegitimieren. Es besteht also eine Allianz zwischen Herrschaft und Gedächtnis und zwischen Herrschaft und Vergessen. Der Bezug auf eine gemeinsame Geschichte kann auch gemeinsame Bezüge zwischen diffusen Gruppen schaffen und somit eine kollektive Identität stiften.10

Peter Reichel definiert die „Erinnerungskultur“ als das Zusammenwirken von kommunikativen und kulturellen Gedächtnis.11 Die öffentliche Erinnerungskultur setzt sich nach Reichel aus den Komponenten Emotionalität, Authentizität, Wahrheit und Gerechtigkeit zusammen. Auf der emotionalen Ebene wird durch Feste, Feierlichkeiten oder Gedenktage Identität und Integration gestiftet. Wahrheit wird durch die  Erkenntnisse der Geschichtswissenschaft erklärt und gedeutet. Gerechtigkeit wird durch Bestrafung, Amnestie  oder Entschädigungszahlungen durchgesetzt, um Legitimation und Rehabilitation zu erreichen. Authentizität wird neben Autobiographien, Fotos, Bilder ebenso durch Bauwerke, Gedenkstätten und Denkmäler geschaffen.12


Denkmäler als Fispunkte des Kollektiven und Kulturellen Gedächtnisses
Die Inhalte des kulturellen Gedächtnisses können von Epoche zu Epoche, von Land zu Land und von Kultur zu Kultur variieren. Das kulturelle Gedächtnis bezweckt jedoch eine emotionale Identifikation der Mitglieder einer Gesellschaft. In der Phase des Übergangs vom „kommunikativen Gedächtnis“, das auf persönlicher Erfahrung beruht, zum „kulturellen Gedächtnis“ bedarf es kultureller Formen der Weitergabe, so wie identitätsstiftender Erinnerungsfiguren. Das Kulturelle Gedächtnis hat seine Fixpunkte, deren Erinnerung durch kulturelle Formung der Erinnerungsfiguren (Denkmäler, Riten) und institutionalisierte Kommunikation (Betrachtung, Begehung) wachgehalten wird. Eine Verdinglichung des Gedenkens findet statt. Es bedarf eines Symbolsystems, um das Gedächtnis jedes Kollektivs zu stützen. Zu diesen Symbolsystemen zählen symbolische Orte, wie Straßennamen, Fahnen, Wappen, Hymnen, Jahrestage, Feste, Schriften, Bücher, Autobiographien und eben auch Museen und Denkmäler.13



LITERATUR
1 „Etymologisches Wörterbuch desDeutschen“ (erarbeitet unter Leitung von Wolfgang Pfeifer), München 2000, S. 829
2, 3,6 ,7 ,8 ,9,10,12, 13Alexandra Vasak, Sichtbare Erinnerung, der Umgang mit Denkmälern in Österreich, Peter Lang GmbH, Europäischer Verlag der Wissenschaften, Frankfurt am Main 2004
Vgl. Alexandra Vasak, Sichtbare Erinnerung, der Umgang mit Denkmälern in Österreich, Peter Lang GmbH, Europäischer Verlag der Wissenschaften, Frankfurt am Main 2004
 5,8 Vgl. Spielmann 1995; S. 129ff.
11 Reichel 1995,; S.359







ANALYSERASTER
·         Errichtung
o   Benenne den Standort des Denkmals.
o   Beschreibe den Anlass und das Datum zu dem es errichtet/enthüllt wurde.
o   Ermittle die Auftraggeberin/den Auftraggeber und den Künstler/die Künstlerin.

·         Beschreibung des Denkmals
Architektur
Symbole:
Figuren
Zeichen
Inschriften
















· Geschichtskulturelle Aussagen
o   Erkläre, an welches Ereignis mit dem Denkmal erinnert werden soll.
o   Ordne zu, in welcher Beziehung Aufstellungsort und Ereignis/Person zueinander stehen.
o   Analysiere welche Werthaltung (zB. auch  politische Ideologie), Erinnerungskultur oder Geschichtspolitik damit beabsichtigt, transportiert und erreicht wird.

·   Analyse und Deutung 
o   Analysiere welche Aussagen und Deutungen dem Betrachter/der Betrachterin durch das Denkmal angeboten werden.
o   Vergleiche die Bedeutung des Denkmals in der Vergangenheit mit jener in der Gegenwart. 
o   Erörtere konträre Bedeutungszuweisungen (Zeit der Handlung, des Denkmalbaus und gegenwärtig).
o   Dekonstruiere welche Rolle das Denkmal heute in der öffentlichen Wahrnehmung spielt.

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